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Schloss Pürkelgut: Erwacht Dornröschen doch noch?

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von Johann Brandl

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Jahrzehntelang verfiel das Lustschloss des Johann Pürkel im Regensburger Stadtosten. Doch der neue Besitzer hat nun große Pläne für das Areal. Das Schloß soll soweit wie möglich wieder in den Originalzustand zurück versetzt werden.

Jahrzehntelang ging es nur bergab. Notunterkunft für Flüchtlinge des II. Weltkrieges, Leerstand, Vandalismus, ja sogar Brandstiftung musste das 1728 erbaute Wasserschloss erleiden. Seit 1848 befand es sich im Besitz der Familie Thurn und Taxis, die jedoch kein Interesse am Erhalt zeigte. Dann ging es Schlag auf Schlag. Noch 2016 gab es große Hoffnungen, das ehemalige Lustschloss von Johann Pürkel für eine in greifbare Nähe gerückte Landesgartenschau zu erwerben und zu sanieren. Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich. Die Stadt ließ diese einmalige Chance aus bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen verstreichen. Dabei braucht der Regensburger Südosten aufgrund des Bevölkerungswachstums und der enormen Verdichtung der Gesamtstadt dringend mehr Parks und hochwertige Grünflächen.

Im Jahr 2017 konnten überraschend zwei bekannte Regensburger Immobilieninvestoren einen großen Teil des Pürkelgutareals erwerben. Zunächst, um es selbst zu sanieren und in ein städtebauliches Gesamtkonzept einzubinden. Doch auch hier gab es eine überraschende Kehrtwende. Die beiden Investoren reichten das Areal des Wasserschlosses (ca. 10.000 qm) bald an einen überregional bekannten Tierarzt mit nicht ganz unbescholtener Vergangenheit weiter.

Ein Blick in die Vergangenheit - und in die Zukunft

Im Sommer 2023 konnte man sich telefonisch bei Dr. Fechter um einen Besichtigungstermin bewerben, was der Verfasser dieses Textes zusammen mit zehn weiteren Interessent:innen tat und siehe da, wir erlebten eine total positive Überraschung. Im September 2023 wurden wir vom stolzen neuen Eigentümer bei herrlichem Wetter auf der Nordseite des Geländes mit Getränken und Butterbrezeln empfangen. Es gab jede Menge Informationen über die Vergangenheit und Gegenwart des Bauwerks. Dann ging es zur Sache.

Auf teilweise abenteuerlichen Wegen konnten wir das ehemalige barocke Kleinod, das vollständig von einem kleinen See (siehe historisches Bild oben) umgeben ist, von oben bis unten selbst begehen und besichtigen. Alle Fragen zum aktuellen Bauzustand, den geplanten Sanierungs- und Renovierungsarbeiten wurden von Fechter bereitwillig und kompetent beantwortet. Die allseits bekannten Gerüchte über den schlechten Bauzustand konnten wir nun selbst in Augenschein nehmen. Riesige Risse im gesamten Mauerwerk, völlig verfaulte tragende Balken, durchgebrochene Fußböden, abgefallener Putz, Brandspuren, stümperhaft nachträglich eingezogene Wände, um das für große Feste gebaute Schloss bewohnbar und beheizbar zu machen.

Bis 2026 wieder voll funktionstüchtig

Abenteuerlich wurden die Kaminrohre durch die verwüsteten Räume verlegt. Aber auch in diesem Zustand strahlt das Pürkelgut eine Schönheit und Eleganz aus, die alle Teilnehmer sofort in ihren Bann zog. Aus allen (noch vorhandenen) Fenstern hatten wir herrliche Ausblicke ins Grüne und von ganz oben im riesigen, 18 Meter hohen Dachstuhl sahen wir bis zum Dom, umflattert von leibhaftigen Fledermäusen.

Und was wird nun aus dem Pürkelgut? Auch hier gab es klare Aussagen. Das Schloss soll so weit wie möglich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Dazu hat der Eigentümer eine eigene Baufirma gegründet und steht nach eigener Aussage in bestem Kontakt mit der Regensburger Verwaltung (Bau-, Denkmalschutz- und Umweltamt). Bereits 2026 soll das Gebäude funktionsfähig sein, ohne dass öffentliche Mittel in Anspruch genommen werden müssen. Die Nutzung soll ausschließlich mit Firmen und Wohnungen der Fechter-Gruppe erfolgen. Das bedeutet eine Tierarztpraxis im Erdgeschoss, Büro- und Geschäftsräume in den Obergeschossen und eventuell ein Veranstaltungssaal im derzeit noch völlig leerstehenden Dachgeschoss. Barrierefrei erschlossen durch einen Aufzug und die dann wieder im alten Glanz erstrahlende Freitreppe. Alle für den laufenden Betrieb notwendigen Einrichtungen werden in einem eigenen, neu zu errichtenden, abgesenkten Gebäude vor der Südseite des Schlosses untergebracht.

Fazit: Es ist schade, dass das Schloss mit seiner herrlichen naturnahen Umgebung nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Andererseits ist es eine tolle Nachricht, dass dieses Regensburger Barockjuwel vor dem endgültigen Verfall gerettet wird. Dornröschen soll hundert Jahre geschlafen haben, das Pürkelgut, wenn alles gut geht, etwas weniger!

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